Blondie und ihr blauer Flitzer – Reise in die Vergangenheit #6
Irgendwann im September – rätselhafte Erdarbeiten
oder: Vom Parkgenie zur Mietnomadin ???
Wie verwandlungsfähig doch manche Menschen zu sein scheinen. Mein Parkgenie hat eigentlich einen Eintrag in das Guiness-Buch der Rekorde verdient. Sie ist wohl die erste, die es trotz ihrer Abwesenheit geschafft hat, unsere Garagenausfahrt zu blockieren. Gleichzeitig klärt sich das Phänomen, warum sie so schnell ausgezogen ist.
Heute gegen 11.00 Uhr klingelt ein hiesiges Tiefbauunternehmen und fordert meine Frau auf, unser Auto aus der Garage zu fahren, sollten wir es heute noch benutzen wollen. Direkt vor unserer Garageneinfahrt wird anschließend der Bürgersteig aufgerissen. Man höre und staune: Das hiesige Versorgungsunternehmen will unserer zweiten Lieblingsnachbarin Strom und Gas abstellen.
Als ich mittags nach Hause komme, entwickelt sich etwa folgender Dialog mit dem Vorarbeiter:
- „Wie lange dauert diese Arbeit?“
- „Wir sind zu zweit und brauchen ca. je 6 – 8 Stunden.“
- „Das wird nicht billig. Und wer bezahlt denn diesen Aufwand, den Sie haben?“
- Der Vorarbeiter zuckte mit den Achseln: „Der Energieversorger hat meine Firma beauftragt und muss die Rechnung bezahlen.“
- „Und wer ersetzt dem Energieversorger die Rechnung? Die Mieterin doch bestimmt nicht.“
- „Wenn die schon ihre normale Rechnung nicht bezahlt, dann diese erst recht nicht. Künstlerpech.“
- „Künstlerpech? Für wen? Der Energieversorger muss doch auch diese Kosten in den Strompreis einkalkulieren. Wenn die nächste Strompreiserhöhung kommt, weiß ich also, wem ich sie zu verdanken habe?!? Müssen Sie so etwas öfter machen?“
- „Regelmäßig.“
- „Dann müssten Sie der Dame ja dankbar sein. Immerhin ist das dann ja ein ziemlich sicherer Arbeitsplatz“
- Er schaut mich entgeistert an. „Das ist auch eine Sichtweise. Wir haben auch so genug zu tun. Außerdem wird meine Energierechnung auch erhöht.“
- „Was passiert eigentlich, wenn die Dame in eine neue Wohnung eingezogen ist? Geht dann das Spielchen von vorne los?“
- „Solange sie im Einzugsbereich unseres Versorgers wohnt, bekommt sie keine Energie mehr.“
- „Und wenn sie z.B. nach Berlin zieht? Kennt der dortige Anbieter ihre Nicht-Zahlungsmodalitäten?“
- „Nein. Dort geht der Spaß von vorne los.“
- „Sie könnte also theoretisch ganz Deutschland heimsuchen und würde ihr Leben lang nichts zahlen?“
- „Tja, das wird wohl so sein.“
- „Wie wäre es, wenn zusätzlich zur Anti-Terror-Datei auch eine Anti-Schmarotzer-Datei aufgebaut würde, die es jedem Unternehmen und allen Privatleuten wie z.B. Vermietern ermöglicht, sich im Vorhinein vor solchen Leuten zu schützen?“
- „Datenschutz.“
- „Warum gibt es denn dann nicht wenigstens bei den Energieversorgern eine Art Sünderkartei, damit das nicht möglich ist?“
- „Datenschutz.“
- „Seltsamer Schutz. Dann muss man in diesem Fall sagen: Datenschutz ist Täterschutz.
- „So kann man es sehen.“
- „Ob unsere Politiker mal über diesen Aspekt nachgedacht haben?“
- Schweigen, Achselzucken.
Das Mittagessen hat mir trotzdem geschmeckt.
Hartz IV für Priester #2
Samstag, 01.04.2017 – Spendenexplosion
Ein Aufschrei der Empörung überflutet die Republik, als das kritische Magazin „Himmelsgestirn“ auf seiner Online-Plattform über diesen Trend berichtet. Gegen eine Zahlung von 50.000,00 € war es ihm gelungen, sich die brisanten Unterlagen zu beschaffen. Nachdem die Bevölkerung begriffen hat, dass es sich nicht um einen Aprilscherz handelt, werden innerhalb von 3 Tagen für die gebeutelten Priester und die anderen Kirchenbeschäftigten 2 Millionen € gesammelt.
Mittwoch, 05.04.2017 – Danksagung der Kirche
In einer Stellungnahme bedankt sich die Bischofskonferenz für die spontane Solidarität. Sie lobt die christliche Einstellung eines Großteils der Menschen. Sie weist allerdings gleichzeitig darauf hin, dass diese Summe nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein bedeute. Dezent wird noch hinzugefügt, dass diese Spenden ja steuerlich abgesetzt werden können.
Montag, 10.04.2017 – Mediale Unterstützung
In seiner neuen Ausgabe äußert das „Himmelsgestirn“ seine Verwunderung über die Reaktion der Bevölkerung. Die Redaktion fühlt sich vollkommen missverstanden. Angesichts des unerwarteten Verhaltens der Bürger wolle man nun aber die finanzielle Rettung der Kirchen unterstützen. Sie erklärt sich bereit, eine Spendenliste mit Foto und Betrag zu veröffentlichen. Die Leser sollten dann wöchentlich im Internet den Spender der Woche küren. Der angeschlossene Fernsehsender Orion1 kündigt eine Fernsehserie mit dem Titel „ Und was ist dir die Kirche wert?“ an.
Dienstag, 11.04.2017 – Mitleid schlägt im Wut um
Abrupt schlägt das Mitleid der Bevölkerung in Wut um, als das Konkurrenzblatt „Reflektor“ mit der Frage „Saugt die Kirche den Staat aus?“ vorrechnet, welche Jahressumme der Staat zusätzlich für die „Hartz-IV-Priester“ aufbringen muss. Süffisant wird zusätzlich an Hand der anonym zugespielten bisherigen Gehaltsliste vorgerechnete, welcher Steuerverlust dem Staat dadurch entsteht, dass von den Bediensteten der Kirchen keine Lohnsteuer mehr gezahlt wird.
Freitag, 14.04.2017 – Droht ein steuerliches Desaster?
Die Veröffentlichung einer Geheimstudie des Bundesfinanzministeriums wirft hasserfüllte Reaktionen auf. In ihr wird die Summe der Steuerrückzahlungen an Kirchenmitglieder aufgeführt, die ihre Kirchensteuer und -spenden als Sonderausgaben zurückerstattet erhalten. Polemisch fragt das Blatt „Was nützt der Kirchenaustritt, wenn indirekt doch dir Kirche auch von den „Antichristen“ unterstützt wird?“
Donnerstag, 20.04.2017 – Gründung von Protestparteien
Spontan werden folgende Parteien gegründet: Die AKP (Anti-Kirchensteuer-Partei), die PKKK (Partei der kommunistischen Kirchenkritiker) und die PKK (Pro Kirchensteuer Kooperative/Kampagne).
Hier geht´s am 07.12.2012 weiter.
Blondie und ihr blauer Flitzer – Reise in die Vergangenheit #5
Wochen später
Es klingelt an unserer Haustür. Eine fremde Frau möchte wissen, ob wir den Namen von Blondie kennen würden. Es gibt immer noch keinen Namen am Klingelschild.
Da sich Blondie bis dahin nicht vorgestellt hat, muss ich verneinen. Als sie die vielen Fragezeichen in meinem Gesicht sieht, erhalte ich die Erklärung für ihre Neugier.
Blondie hatte bei der Geschäftsfrau Kleidung zum Anprobieren mitgenommen, sie aber weder bezahlt noch zurückgebracht. Sie hatte aber die richtige Adresse angegeben. Sie leidet Höllenqualen, da sie ihre Ware auf einem Kleiderständer sieht, der direkt am Fenster steht. Zur Polizei wagt sie auch nicht zu gehen, da sie Angst vor Racheaktionen habe. Blondie und gewalttätig? Unglaublich! Diese Sorge ist wohl eher anderen Umständen zuzuschreiben als der Haarfarbe.
Die einzige Hilfe, die ich anbieten kann, ist, den Namen und die Adresse des Vermieters zu nennen. Vielleicht kann der ihr ja weiterhelfen. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Der Kleiderständer hängt weiterhin voller Sachen.
Einige Wochen später
Den Höhepunkt von Blondies intellektueller Verarbeitung der Frage „Wie parke ich heute?“ dokumentiert die folgende Aufnahme:
Ich schau zufällig zum Dachfenster hinaus. Welche ein vertrautes Bild. Unser Besuch hatte sein Auto vor unserer Haustür abgestellt. Später stellte unsere Zweit-Lieblingsnachbarin (von der (Erst-Lieblingsnachbarin erzähle ich später) ihren Wagen genau gegenüber ab. Es ist ihr, ich weiß nicht mehr, der wievielte Versuch, dem § 1 der StVO eine persönliche Interpretation zukommen zu lassen.
Kaum habe ich die Aufnahme gemacht, ertönt ein wildes Gehupe. Ich gehe auf die Straße und stelle fest, dass es der Müllwagenfahrer ist. Er hat keine Chance weiterzufahren!
Ich weise ihn auf Blondies blauen Flitzer hin und schlage ihm vor, die Dame herauszuklingeln und ihr gehörig die Meinung zu sagen. Mit unverhohlener Schadenfreude hoffe ich nun auf einen amüsanten Wortwechsel. Leider tut er mir nicht den Gefallen. Er legt sich auf seine Hupe und wartet gelassen ab. Er scheint nicht zum ersten Mal eine solche Situation zu erleben.
Und wirklich – in Nullkommanichts kommt sie aus ihrer Wohnung herausgeschossen. Laut schimpft sie zu mir herüber, dass es eine Unverschämtheit sei, das andere Auto dort abzustellen. Mit königlich erhobenem Haupt rauscht sie davon. Unrechtsbewusstsein? Eine kurze Entschuldigung zum Müllwagenfahrer?
Keine Spur. Ihr Lebensmotto lautet wohl: „Ich bin, also darf ich.“
Ich glaube, es ist nachvollziehbar: Wenn ich zum Fenster hinaus schaue und Blau sehe, sehe ich sofort rot.
Hartz IV für Priester #1
Dienstag, 24.10.2017 – Bürgerkrieg in Deutschland?
Deutschland steht kurz vor dem Bürgerkrieg.
Was ist passiert?
Freitag, 17.02.2017 – Kirche in Not
Massive Kirchenaustritte und die damit einhergehenden Kirchensteuereinnahmeneingangsverluste zwingen die Kirchen zu rigorosen Sparmaßnahmen. Das weltbekannte Wirtschaftsprüfungsinstitut „Heuschreckens Liebling“ erklärt sich selbstlos bereit, ein kostenloses Gutachten abzugeben.
Freitag, 17.03.2017 – Massenentlassungen in der Kirche?
In Rekordzeit analysiert das Institut die wirtschaftliche Situation der Kirchen auf 4.500 Seiten und kommt in einer Kurzzusammenfassung zu dem Ergebnis, dass 70 % der Priester und Kirchenbediensteten entlassen werden müssen.
Dienstag, 21.03.2017 – Hartz IV
Da bei Priestern ein Personalabbau systembedingt und aus humanitären Gründen nicht in Frage kommt, suchen die Kirchenoberen nach kreativen Lösungen. Die religiösen Verantwortlichen, denen die Usancen der Wirtschaft durchaus bekannt sind, finden eine geniale Lösung. Die Vergütungen der Priester werden derart drastisch gekürzt, dass sie gezwungen sind, Hartz IV zu beantragen. Um den Einkommensverlust in Grenzen zu halten, werden Kurse zum richtigen Beantragen abgehalten. Alle Betroffenen werden unter Androhung der Exkommunikation dazu verdonnert, über diese Maßnahme Stillschweigen zu bewahren.
Blondie und ihr blauer Flitzer – Reise in die Vergangenheit #4
Noch 1 Woche später
Alles verläuft nach dem altbekannten Schema.
Ich kann die Hoffnung auf eine Einsichtsfähigkeit nicht aufgeben. Ich beschließe, sie so lange zu nerven, bis sie endlich vernünftig parkt, nur um Ruhe zu haben.
Ich habe sie aber wohl überschätzt. Sie scheint mich jedes Mal von ihrer Intelligenz überzeugen zu wollen. Ich sehe bildlich, wie sie ihre Neuronen überschlagen. Aber irgendwelche Verbindungen klappen nicht. Es fällt ihr bald nicht einmal mehr eine dumme Bemerkung ein. Also macht sie das Klügste, was man in einem solchen Fall machen kann: Man rauscht einfach wortlos kopfschüttelnd davon. Ist es nun die kapitulierende Erkenntnis über ihre Unfähigkeit zu kontern oder ein Versuch, ihr Unverständnis über mein penetrantes Ansprechen auszudrücken?
Wenn Dummheit weh täte, müsste die Arme wohl dauern vor Schmerzen schreien und wir uns das Ganze dann auch noch anhören. Manches hat die Evolution doch ganz vernünftig gelöst.
Etwas später
Schade, dass es „9-Live“, den Intelligenzbolzensender, nicht mehr gibt. Das war doch der Sender, der mit seinen Rätseln die Menschen an den Rand des Wahnsinns brachte. Nicht, weil die Aufgaben zu schwer waren, nein, man konnte telefonieren, so viel man wollte, man kam immer nur in die kostenpflichtige Warteschleife.
Dann könnte man das Foto für die Ratesendungen zur Verfügung stellen: „Der erste Anrufer erhält anfangs 2.000,00 €, nach zwei Stunden 200.000,00 €, wenn er alle Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung aufzählt.“ Wahrscheinlich hätten dann aber zu wenig Zuschauer angerufen.
Kaum war die Aufnahme im Kasten, rauscht sie heraus. Was das solle? Da ich mir so langsam ihre rhetorischen Mittel angeeignet habe, antworte ich mit einer Gegenfrage: „Haben Sie nicht mitbekommen, dass zwei Fahrer Ihretwegen wenden mussten?“
Sie schaut mich mit großen Augen an. Wieso sie nicht zwischen den beiden Wagen hindurchgefahren seien, will sie fassungslos wissen. Ob es zwischen den beiden Wagen vielleicht zu eng sei, ist meine rhetorische Gegenfrage. Ich habe den Eindruck, dass diese Überlegung die Grenzen ihres Verständnishorizonts überschreiten. Immerhin setzt sie kopfschüttelnd ihren Wagen weg.