Satire: Literatur-Nobelpreis für Anti-Grass-Gedicht #1

Mittwoch, 12.12.2012: Verbot der Built-Zeitung?

Der Presserat verurteilt auf das Schärfste die Berichterstattung der Built-Zeitung über die Verleihung des diesjährigen Literaturnobelpreises. Erstmalig ist auch die Androhung einer Strafe von 1 Milliarde Euro wegen wiederholter Verstöße gegen eine moralisch einwandfreie Berichterstattung. Sollten weitere Beanstandungen auftreten, droht der Presserat mit einem gerichtlichen Verbot.

Was ist passiert?

Sonntag, 11.11.2012: Sensation – 4 Tote erhalten den Nobelpreis

Mit einer Aufsehen erregenden, bahnbrechenden Entscheidung ist das Nobelpreiskomitee heute an die Öffentlichkeit getreten. Zum zweiten Mal in der Geschichte wird der Nobelpreis nicht an eine lebende Person verliehen.

Auch dieses Mal ist es der Kommission gelungen, mit einer guten Begründung ihre Entscheidung zu rechtfertigen. Geehrt wurde das Himmlische Literarische Quartett, bestehend aus Isaac Asimov, Ephraim Kishon, Stenislaw Lem und Loriot. Ihr Verdienst besteht darin, dass sie es geschafft haben, auch nach ihrem Tod mit Hilfe eines lebenden Mediums weiterhin die Menschheit mit ihren Werken zu beglücken.

Auslöser für den Preis waren die beiden Anti-Grass-Gedichte. Das erste Gedicht erschien den Fachleuten preiskrönungswert wegen seiner genialen Schlichtheit, seiner einfachen, leicht verständlichen Sprache im Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Stil, das auf eine unnachahmlichen Art diese Literaturform der Allgemeinheit nahe gebracht habe. Die positive Ausstrahlung auf die volkstümliche Dichtkunst, wie zum Beispiel das Verfassen von Karnevalsbeiträgen, sei von unschätzbarem Wert. Nach der Erstveröffentlichung zählte Google über 100.000 begeisterte Leserbriefe in Gedichtform.

Ebenso fand das zweite Gedicht, das in seiner schlichten Komplexität den unvergleichlichen Stil von Günter Grass imitiert, eine Aufsehen erregende Resonanz. Lobend wurde Günter Grass erwähnt, der mit seinen von vielen zu Unrecht kritisierten Beiträgen diesen Aufschwung ermöglicht habe. Deutschland, das Land der Dichter und Denker, sei wieder erwacht.

Hier noch einmal die preisgekrönten Werke:

Was gesagt werden muss *
Hallo Herr Grass, ist das ein Gedicht?
Das reimt sich vorn und hinten nicht.
Der Inhalt ist einfach zu schlicht,
Ausgewogenheit wäre Ihre Pflicht.
Wer so mit der Wahrheit bricht,
verliert sein moralisches Gewicht.

Europas Schande **
Aus den Höhen des Literaturuniversums meldet, vor Zorn bebend und
vor Wut schäumend, sich Göttervater Zeus-Grass, das Unrecht anzuprangern.

Hilflos, doch wohlwollend hat mit Verzweiflung er hingenommen,
dass das Volk seine Vergangenheit verrät und seine Zukunft verprasst.

Was bleibt seinen ehrenvollen Hellenen, oh Ungemach, denn übrig, als zu täuschen,
zu tricksen und den unwürdigen Rest seines geliebten Europas zu hintergehen?

Wer es wagt, die Urdemokratie durch kleinliche Bedingungen fernzuhalten
vom gemeinsamen Euro, hat erschlichenen Beitritt leichtsinnig selbst provoziert.

Dass der Göttervater in seinem heiligen Zorn Opfer und Täter verwechselt, ist
bei allem göttlichen Respekt zu verzeihen – auch Zeus hat das Recht auf Irrtum.

Provokation und Den-Finger-auf-Wunden-Legen ist ein hehres Vorgehen der Kunst,
doch sollte man dies Ehrenvolle nicht durch Falschdarstellungen diskreditieren.

Was uns Angegriffenen in die Verzweiflung treibt, ist die Angst vor dem, was bleibt,
der verdiente Literatur-Nobelpreisträger oder der sich lächerlich machende Alt-Dichter.

Welch Gedicht kommt nun? Prangert unser neuer Zeus-Papst als Nächstes heftig an,
den Alkoholkranken zu drangsalieren und von ihm die Entziehungskur zu verlangen?

Wie erkläret er einem verzweifelten selbstsüchtigen Hartz-IV-Empfänger das Muss,
notfalls zu hungern, um die Urdemokratie bis in Ewigkeiten über Wasser zu halten?

Anprangern, den Zeigefinger heben, die Realität ausblenden, Ursache und Wirkung
verwechseln, ist einfach. Was ist ER bereit, für die Griechen zu tun?

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* Der Anlass dieses Gedichtes ist hier nachzulesen.
** Dieses Gedicht ist inspiriert von Grass‘ Gedicht zur Griechenland-Krise.

Hier geht´s am 26.09.2012 weiter.

2 Comments

  • Das ist doch die Sensation! Endlich kommt die geistige Sphäre zu ihrem Recht. So viel Klugheit und Mut hätte ich der Jury gar nicht zugetraut. Vielleicht meldet sich Goethe demnächst auch noch zu Wort. Welches Medium wird er sich dann aussuchen? Ein Glück ist es, dass wir auf jeden Fall ein Medium haben, das von klugen Geistern auserwählt worden ist.

  • […] Quartett meinen Vater als Medium auserkoren und es sogar, von der Öffentlichkeit unbemerkt, den Literaturnobelpreis für Gedichte erhalten hat, ist es vorbei mit der Pensionärsruhe. Da dieses Quartett angeblich in der Lage ist, […]

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