Wenn einer eine Reise tut … #9
Was kümmern uns die Sicherheitsvorkehrungen?
Endlich geht es los. Wir sitzen im Flugzeug und freuen uns, dass wir vom Streik des Sicherheitspersonals am Frankfurter Flughafen nicht betroffen sind.
Im Film über die Sicherheitsvorkehrungen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass während der Start- und Landephase alle Handys, Smartphones, Laptops usw. nicht in Betrieb sein dürften. Obwohl das Flugzeug zum Start ansetzt, spielen der Sitznachbar meiner Tochter und seine Frau weiter auf ihrem Handy. Auf die Bitte meiner Tochter, es auszustellen, antwortet er mit einer flapsigen Bemerkung und spielt weiter. Der Vordermann dreht sich um, grinst und macht seinerseits sein Handy an. Ärgerlich klopft meine Tochter ihm auf den Arm und zischt: „Ausmachen!“.
Erstaunlicherweise sind innerhalb von drei Sekunden alle drei Geräte ausgeschaltet.
Wäre stattdessen eine dumme Bemerkung gekommen, hätte sie den beiden Klugscheißern sicher gesagt, dass sie, wenn sie unbedingt einen Flugzeugabsturz provozieren wollten, dann aber gefälligst nicht, wenn sie im Flugzeug sitze.
Wir erkundigten uns anschließend bei der Stewardess, ob es seine Richtigkeit mit dem Ausstellen hätte. Sie bejaht und verspricht, beim Landeanflug genau hinzuschauen. Als die Durchsage des Flugkapitäns kommt, verschwinden die Geräte augenblicklich.
Warum müssen Leute, die genau wissen, dass sie im Unrecht sind, erst einmal den Macho herauskehren?
Wenn einer eine Reise tut … #8
Komplizierte Lehnenverteilung
Fliegen ist nicht immer das reinste Vergnügen. Besonders der enge Abstand zwischen den Sitzen hat mit Sicherheit bei so manchem Orthopäden das Wartezimmer gefüllt. Man müsste die Verantwortlichen zwingen, einen Monat lang jeden Tag mehrere Stunden unter solchen Bedingungen zu fliegen oder die Arztrechnungen zu bezahlen.
Ein weiteres Problem stellt die gemeinsame Sitzlehne dar. Hier wird manchmal die Bereitschaft der Passagiere zu einem friedfertigen Umgang miteinander auf eine harte Probe gestellt.
Als großer Loriot-Fan könnte ich mir gut folgende Szene vorstellen, die wohl nur Viktor von Bülow in seiner unnachahmlichen spielen kann:
Loriot wendet sich an den neben ihm sitzenden Passagier und belehrt ihn:
„Mein Herr, diese Lehne steht uns beiden gleichberechtigt zur Verfügung. Ich habe genau auf die Uhr geschaut. Seit unserem Abflug vor über einer Stunde haben Sie genau 61 Minuten und 12 Sekunden die Lehne allein für sich beansprucht. Da wir in einer Stunde landen werden, habe ich nun ein Anrecht darauf, die Lehne für die restliche Zeit zu benutzen. Ich muss Sie also auffordern, Ihre Hand von meiner Lehne zu nehmen. Andernfalls sehe ich mich genötigt, mich bei der Stewardess zu beschweren.“
Wenn einer eine Reise tut … #7
Strenge Sicherheitskontrollen auf Mallorca
Es wird zeitlich eng. Das Flugzeug soll nun doch früher starten. Vor der Sicherheitskontrolle bildet sich eine lange Schlange. Alle scheinen nervös zu sein, auch die Sicherheitskräfte. Die Wasserflaschen sind noch schnell ausgetrunken worden und in den extra bereitstehenden Abfalleimer entsorgt. Nun ist da so ein seltsames Schild. Wir interpretieren es derart, dass die Bananen, die wir noch als Wegzehrung dabei haben, nicht mitgenommen werden. Oder ist etwas anders gemeint? Spanisch müsste man können. Schon werden wir weitergeschoben und lassen es darauf ankommen. So eine Banane kann man ja auch in ein paar Sekunden essen.
Nun teilt sich die Schlange auf drei Durchgänge auf und wir haben das Supermarktkassensyndrom. Welche der Schlangen sollen wir wählen? Wir entscheiden uns für die goldene Mitte. Die Entscheidung scheint gut gewesen zu sein. Wir kommen gut voran, bis … es bei allen fünf vor uns piepst. Hastiges Abtasten ist die Folge. Und es dauert … Also wieder die falsche Schlange gewählt. Naja, sie werden wohl nicht ohne uns abfliegen.
Endlich bin ich dran – alles in Ordnung. Ich raffe meine Sachen zusammen und gehe an einen der Tische, an denen man sich wieder in Ruhe den Gürtel umbinden und seine Wertsachen einstecken kann.
Hinter mir piepst es wieder. Irgendetwas im Handgepäck meiner Frau ist verdächtig. Sie vermutet, dass er die Banane meint und zeigt sie ihm. Die interessiert ihn aber überhaupt nicht. Hektisch durchsucht er die Tasche und wird fündig. Eine Nagelschere ist im Kulturbeutel. Erleichtert will der Kontrolleur durchwinken, als der Mann am Kontrollschirm wild fuchtelnd auf die Tasche zeigt und irgendetwas ruft, was sich hinterher als die spanische Version von „Scissors“ herausstellt. Ich befürchte schon, dass er uns bereits als Terroristen einstuft und kurz vor einem Herzinfarkt steht. Endlich findet der Kontrolleur die zweite Schere. Er geht zu seinem Kollegen und zeigt sie ihm. Das Piepen hat mittlerweile aufgehört. Das Corpus Delicti ist gefunden. Der Mann am Bildschirm beäugt vorsichtig die beiden Scheren. Dann winkt er ab. Wir dürfen unsere teuren Spezialscheren wieder einstecken, 30 € sind gerettet. Nun können wir unseren Adrenalinspiegel wieder abbauen. Normalerweise wäre der Kulturbeutel im Koffer gelandet, wegen meiner Erkältung blieb er aber mit den Medikamenten im Handgepäck. An die Scheren hatten wir nicht mehr gedacht.
Was wäre wohl in Deutschland in einem vergleichbaren Fall passiert? Die Scheren wären rigoros einkassiert worden. Spanien, du wirst mir immer sympathischer!
Wenn einer eine Reise tut … #6
Streik in Frankfurt – was kümmert es uns?
Freitag, 21.02.2014
geplante Abfahrt 12:00 Uhr
Durchsage: Verschiebung auf 13:30 Uhr wegen des Flugzeugstreiks? – Warum? Bei unserer Rückkehr haben wir ja keine Kontrolle.
Später erfahren wir den Grund. Der Hinflug startete wegen der schleppenden Abfertigung später, um möglichst alle Passagiere mitzunehmen.
12:40 Uhr Ich gönne mir gerade eine leckere Pilzcremesuppe und eine Tasse Tee, kommt die schwer verständliche Durchsage: Abfahrt zum Flughafen sofort – allgemeines Chaos, da sich viele Familien an getrennten Orten aufhielten und sich erst finden mussten.
Stau an der Abfertigungshalle. Gegen 13.10 Uhr erreichen wir unseren Bus. Alle anderen Busse fahren, nur wir müssen auf zwei Passagiere warten.
Die neben mir sitzende Dame nimmt die beiden in Schutz. Außerdem sei es doch egal, wann wir am Flughafen ankämen. Als meine Frau einwendet, dass wir als letzte auch die letzten Flugzeugplätze erhalten würden, schwieg sie auf einmal. Sie murmelt nur noch, dass Tchibo als Reiseveranstalter die Plätze wohl gebucht habe.
Sie saßen übrigens wie wir weit voneinander getrennt auf Sitzen am Mittelgang.
Wenn einer eine Reise tut … #5
Ein Kellner als Künstler
Am vorletzten Reisetag führte uns ein Kellner seine Fingerfertigkeit vor. In kürzester Zeit zauberte er aus einer Serviette eine weiße Rose und eine Taube. Die Damen am Nachbartisch, denen er diese Prachtexemplare überreichte, waren entzückt. Auch wir spendeten ihm Beifall. Er verschwand geschmeichelt.
Fünf Minuten später tauchte er aus dem Nichts auf und legte meiner Frau eine rote Rose auf den Tisch.
Kurz darauf war auch sie im Besitz einer kunstvollen Taube. Eigentlich wollte ich aus Spaß noch eine Bemerkung über die Diskriminierung der Männer machen, die nie solche Geschenke erhalten. Allerdings schwieg ich lieber aus Sorge, er könne es missverstehen. Außerdem ist ein Geschenk, das man durch die Hintertür einfordert, kein richtiges Geschenk.
Weiß die Reederei eigentlich, welch verborgene Fertigkeiten ihre Crew hat? Beide haben jetzt einen Ehrenplatz auf unserem Schreibtisch.