3 Dez
2012

Die Marketingstrategie der Hoppel-AG

Hoppels sensationelle Marketingstrategie
oder: wie drehe ich dem Kunden überteuerte Autos an

Die Hoppel-AG, ein ehemals führender Pkw-Hersteller, hat gewaltige Absatzschwierigkeiten. Nach harten Verhandlungen mit den Gewerkschaften über Lohnverzicht ist endlich wieder genug Geld in der Portokasse, um ein renommiertes Marketinginstitut nach weiteren Absatzmöglichkeiten suchen zu lassen.

Für den Spottpreis von 2 Millionen € legen die Experten dem Vorstand ein bahnbrechendes Konzept vor, das dem Hersteller zukunftsorientiert ein Absatzsegment sichern und die schon zu lange dauernde Krise schlagartig beenden soll.

Wir sind in der glücklichen Lage, dieses Geheimkonzept vorzustellen, das uns anonym vom frustrierten ehemaligen Leiter der aufgelösten Marketingabteilung zugespielt wurde. Er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dass diese Verrohung der Werbekultur in Deutschland Fuß fasse. Auch sehe er in der menschenverachtenden Analyse bezüglich der Dummheit der Verbraucher durch die Marketingagentur eine Gefahr für das zukünftige zwischenmenschliche Zusammenleben in der Republik. Die Wahl der Mittel sei eine Diskriminierung durch die Tatsache, dass dem Fernsehzuschauer suggeriert werde, er sei zu dumm, normale Fragen zu beantworten. Außerdem sei ein Verstoß gegen das Grundgesetz als gesichert anzusehen.

Hier einige Auszüge aus dem Protokoll der entscheidenden Sitzung, in der das Konzept vorgestellt und vom Vorstand abgesegnet wurde:

„Meine Herren, zunächst gratuliere ich Ihnen, dass Sie den weisen Entschluss gefasst haben, unser Institut mit dem Rettungsplan für Ihr Unternehmen zu beauftragen. Wir haben eine Strategie entwickelt, die Ihnen in kürzester Zeit Ihre Absatzsorgen vergessen lässt.

Wie Sie ja aus eigener Anschauung wissen, sind die Deutschen ein Volk der Spieler und Zocker. Und die Gier nach Schnäppchen ist groß. „Geiz ist geil, geschenkt ist geiler“. Das muss unser Motto sein. Ob Gewinnspiele, Preisausschreiben oder Ähnliches. Besteht eine Gewinnmöglichkeit, setzt bei den Leuten der Verstand aus. Und genau da setzen wir an.

Vorbild sind die Preisfragen bei den Fußballspielen. Je dümmer die Frage, je leichter die Antwort ist, desto mehr Leute greifen zum Telefonhörer, viele sogar Dutzende Male. Ein geschenkter Hoppel im Wert von 25.000,00 €, den sie sonst mit Rabattabschlägen für 20.000,00 € verkaufen, sichert Ihnen durch etwa eine Million Telefonate etwa einen Reinerlös von 50.000,00 € pro Auto. Wenn nun täglich vor jeder Fernsehsendung ein Auto im Rahmen eines Preisausschreibens angeboten wird, so kann man bei 50 Sendern mit 20 Sendungen pro Tag 1.000 Hoppel-Autos absetzen, das sind im Jahr 365.000 Autos mit einem Reingewinn von 5.000,00 € pro Auto. Ihre Aktionäre werden es Ihnen danken. Ihre Vorstandsgehälter können sie schon jetzt um einige Millionen Euro anheben.

Die Fragen müssen natürlich themenbezogen sein. So könnte man bei einem Krimi die Frage  stellen:

„Wie nennt man bei der Polizei den Ermittler?: a) Kommissar,  b) Komponist.““

Der Vorschlag wird vom Vorstand einstimmig gebilligt und soll umgehend umgesetzt werden.

Unsere Redakteure aus der Fachabteilung Wirtschaft halten diesen Vorschlag für bedenklich und wagen die Prognose, dass die Hoppel-AG spätestens in einem halben Jahr Konkurs anmelden wird.

Was ist von dem Vorschlag der Marketing-Agentur zu halten?

So, what do you think?